Nicht jeder hat die Wahl zwischen einer privaten Krankenversicherung (PKV) und der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Vielmehr müssen Sie dafür als Angestellter ein bestimmtes Jahreseinkommen nachweisen beziehungsweise Beamter oder überwiegend selbstständig tätig sein. Für diejenigen, die wählen können, gibt es zahlreiche gute Gründe, sich für eine private KV zu entscheiden. Oder gute Gründe, gesetzlich versichert zu bleiben und Leistungslücken mit einer privaten Zusatzversicherung zu schließen. 

Krankenversicherungsschutz der Bevölkerung: 

GKV               73,3 Millionen           88,1%

PKV                  8,7 Millionen           10,5%

Sonst.               1,2 Millionen              1,4%

Gesetzliche Krankenversicherung

Mitgliedschaft: Arbeitnehmer mit einem Einkommen unter der Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG 2022: 64.350 EUR) sind in der Regel pflichtversichert. Angestellte mit einem Einkommen über der JAEG sowie Selbstständige können sich freiwillig in einer gesetzlichen Kasse ihrer Wahl versichern
Beiträge: Abhängig vom Einkommen bis max. zur Beitragsbemessungsgrenze (BBG). Hierbei besteht Anspruch auf beitragsfreie Familienversicherung für Kinder sowie nicht oder nur geringfügig berufstätige Ehepartner
Leistungen: Gleicher Leistungsanspruch für alle. Umfang der Leistungen – ausreichend, zweckmäßig, wirtschaftlich (Sozialgesetzbuch V)
Krankengeld & Krankentagegeld: 70% vom Brutto (max. BBG) oder 90% vom Netto (kleinerer Wert wird zugrunde gelegt) abzgl. Sozialabgaben; Max. 78 Wochen (inkl. Lohnfortzahlung)
Sachleistungsprinzip: Der Arzt rechnet direkt mit der Kasse ab (wenig Entscheidungsfreiheit)

Beitragsfreie Familienversicherung (Ehepartner und Kinder i.d.R. bis 25 Jahre mit einem Gesamteinkommen von 470€ p.M. in 2022) 

Keine Demografie Sicherheit; Jährlicher Bundeszuschuss aus Steuermitteln: 28,5 Mrd. EUR ab 2022)

Private Krankenversicherung

Mitgliedschaft: Selbstständige, Freiberufler, Angestellte mit einem Einkommen, das über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt, Studenten, Beamte 

Beiträge: Abhängig vom gewählten Leistungsumfang, dem Gesundheitszustand, der Höhe der Selbstbeteiligung und dem Eintrittsalter bei Vorerkrankungen: mögliche Risikozuschläge 

Leistungen: Freie Wahl des Versicherungsschutzes nach individuellen Bedürfnissen und Präferenzen. Zugang zu privatärztlichen Leistungen (Arzt/Klinik) 

Krankengeld & Krankentagegeld: Bedarfsgerechte Absicherung des Verdienstausfalls

Kostenerstattungsprinzip: Patienten erhalten selber die Rechnung und reichen diese bei der PKV ein

eigener Beitrag für jedes Familienmitglied, Mitversicherung von Kindern ab Geburt ohne Gesundheitsprüfung und

Aufbau von Alterungsrückstellungen, notfalls „Sozialtarife“ der PKV

Unterschiede GKV vs. PKV:

  • Kassenärztliche Behandlung in der GKV vs. Privatärztliche Behandlung inkl. Chefarztbehandlung in der PKV
  • Mehrbettzimmer im Krankenhaus GKV vs. Ein- bzw. Zweibettzimmer in der PKV
  • Standard-Medikamente und Therapien in der GKV vs. Spezielle Medikamente und innovative Therapien in der PKV
  • Standard-Terminvergabe in der GKV vs. Schnellere Terminvergabe und Auswahl von Privatpraxen (in der GKV nicht möglich)
  • Eigenanteil bei Zahnersatz: 60-70% vs. 10-20% in der PKV
  • Keine Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit vs. Rückerstattung i.H.v. bis zu 4 Monatsbeiträgen
  • Leistungskürzungen sind in der PKV vertraglich ausgeschlossen
  • PKV hat eine günstigere Risikostruktur (nimmt nur Gesunde auf, die meist über eine bessere Bildung verfügen)

Beiträge und Beitragsentwicklung:

  • Der Höchstsatz in der GKV liegt im Jahr 2022 bei: 933,64€ (für GKV-Versicherte ohne Kinder), bei 916,71€ (mit Kindern)
  • Ab einem Jahreseinkommen von 58.050€ zahlt man den Höchstsatz in der GKV
  • Der Grundbeitrag liegt bei 14,6% (mit Krankengeld), 14,0% (ohne Krankengeld): Je nach Krankenkasse kommt ein kassenindividueller Zusatzbeitrag zwischen 0,9% und 1,6% hinzu (2022: 1,3% durchschnittlich)
  • Für Angestellte wird dieser Beitrag jeweils zur Hälfte mit dem Arbeitgeber geteilt, wohingegen Selbstständige den vollen Beitrag selbst tragen
  • Die gesetzliche Pflegeversicherung kommt hier ebenfalls nochmals mit: 3,05% hinzu bzw. Kinderlose ab einem Alter von 23 Jahren zahlen einen Beitrag in Höhe von 3,4%
  • Addiert man alle Prozentsätze zusammen und nimmt den GKV Zusatzbeitrag von 1,2% (beispielsweise: Techniker Krankenkasse) – so erhält man einen Beitrag von 928,81€
  • Gesetzlich Versicherte müssen zusätzlich für diverse Zuzahlungen selbst aufkommen
  • Beitrag in PKV hochgradig individuell: Abhängig vom gewählten Leistungsumfang, dem Gesundheitszustand, der Höhe der Selbstbeteiligung und dem Eintrittsalter

    Wie entwickeln sich die Krankenversicherungsbeiträge in Zukunft?

    Aufgrund der Vielzahl an Einflussfaktoren ist eine genaue Vorhersage der Beiträge in den nächsten 10, 20 oder 30 Jahren nicht möglich. Mit einer Erhöhung der Beiträge müssen Sie rechnen – egal ob gesetzlich oder privat. Beispielhafte Faktoren die Einfluss haben werden, sind die wirtschaftliche Lage, die demografische Entwicklung und der medizinisch- technische Fortschritt.

    • In der Zeit zwischen 2012 und 2022 sind die GKV Beiträge durchschnittlich um 3,3% jährlich gestiegen, wohingegen die Beiträge der PKV im Durchschnitt nur um 2,6% gestiegen sind
    • Bedingt durch die Pandemie und den im April ausgebrochenen Ukraine Konflikt könnte sich dieser Effekt noch deutlich verstärken. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte in diesem Jahr bereits eine Erhöhung des Zusatzbeitrages in der gesetzlichen Krankenversicherung gefordert
    • Statistisch gesehen sind in der privaten Krankenversicherung eher Besserverdiener in der versicherten Gemeinschaft abgesichert, wodurch die privaten Krankenversicherungen weniger anfällig für solche politischen Entscheidungen sind. Dies kann aber von privater Krankenversicherung zu privater Krankenversicherung variieren

    Die Bemühungen der Politik, die GKV finanzierbar zu halten, hat für die gesetzlich Versicherten zu erheblichen Leistungskürzungen bei höheren Beiträgen geführt. Im Jahr 2016 wurde z.B. die arthroskopische OP bei Kniegelenkarthrose (Gonarthrose) aus dem Leistungskatalog der GKV gestrichen. Daraus sollte sich eine Ersparnis i.H.v. ca. 7 Mrd. Euro ergeben. Auch beim Thema Zahnersatz kam es in den letzten Jahren zu erheblichen Leistungskürzungen. Es ist daher davon auszugehen, dass in Zukunft immer mehr Leistungen aus dem Leistungskatalog GKV gestrichen werden, während die Beiträge weiter steigen.

    Im Jahr 2050 wird ein Drittel unserer Bevölkerung 60 Jahre oder älter sein. Auf diesen demografischen Wandel ist die GKV in keiner Weise vorbereitet, während die PKV durch die Alterungsrückstellungen vorgesorgt hat. Experten rechnen mit einem GKV Beitrag von 25% – 30% bis 2050.

    Gründe gegen eine PKV:

    Die Vorteile einer PKV überwiegen die Vorteile der GKV deutlich. Jedoch gibt es mögliche Punkte, wann ein Wechsel in die PKV aus unserer Sicht keinen Sinn macht:

     

    • Sie haben bereits schwerwiegende Vorerkrankungen oder Operationen/Behandlungen sind angeraten bzw. geplant
    • Sie haben oder planen mehr als drei Kinder und / oder Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin soll mitversichert werden
    • Sie sind älter als 45 Jahre (hierbei gilt es eine detailliertere Prüfung vorzunehmen, im Hinblick auf langfristige Planung der Beiträge im Ruhestand)
    • Selbständige mit einem geringen Einkommen
    • Riskanter Beruf (z.B. Sprengmeister, Stuntman etc.)

    Für wen ist eine private Krankenversicherung im Alter teuer?

    Es gibt Beispiele, in denen eine PKV im Rentenalter in Relation zum Einkommen „teuer“ ist. Das ist der Fall, wenn Sie im Alter nur geringe Einkünfte haben und die Beitragsersparnis in der PKV, die über die Jahre häufig eine 6-stellige Ersparnis ausmacht, „verkonsumieren“Mit gezieltem Sparen zur Beitragsentlastung reduzieren Sie die Kosten Ihrer Krankenversicherung im Alter mit einem Finanzpolster deutlich. Auch für die PKV können Sie als Rentner einen Zuschuss vom Rentenversicherungsträger erhalten. Die Beiträge für Rentner sind auch hochgradig individuell, abhängig von der Gesellschaft, dem Tarif, Eintrittsalter, Vertragsdauer und Altersrückstellungen. Im Durchschnitt liegen die mtl. Prämien zwischen 450 €– 800€.

    Fazit:

    Das wohl wichtigste Argument für eine PKV ist der Zugang zu umfassenderen medizinischen Leistungen in vielen Bereichen, kürzeren Wartezeiten und schnellen Terminen beim Facharzt. Es ist daher immer zu empfehlen, die PKV so früh wie möglich abzuschließen. Sie profitieren vom besten Preis-Leistungs-Verhältnis und sind im Krankheitsfall optimal abgesichert. 

    Alles in allem ist es jedoch wert, sich seine individuelle Situation und Versorgungsmöglichkeit ausrechnen zu lassen. Gerade wenn man älter wird, ist man auf einen guten Krankenversicherungsschutz angewiesen. Die Gesundheit steht an vorderster Stelle und die gesetzliche Krankenversicherung bildet für eine optimale Versorgung lediglich die Basisabsicherung. Alternativ kann die Basisabsicherung über die gesetzliche Krankenversicherung durch optionale private Zusatzversicherungen ergänzt werden, wenn ein Wechsel in die PKV nicht gewünscht oder nicht möglich ist.

    Da Sie möglichst ein ganzes Leben beim selben Anbieter bleiben sollten, sollte Ihre Wahl gut überlegt sein. Welcher Versicherer Ihnen stabile Beiträge und umfassende Leistungen liefert, erfahren Sie durch eine qualifizierte Beratung mit unseren Versicherungsexperten.

    In einem persönlichen Gespräch prüfen wir gerne im Detail Ihre persönliche Situation. Entscheiden Sie gerne mit unserer Hilfe, wem Sie Ihre Absicherung im Krankheitsfall anvertrauen!

    Wir freuen uns auf das gemeinsame Sparring!

    Markus Garbe & Oliver Tomaszowski

    Quellen: Eigene Recherchen, https://www.barmenia24.de; https://www.clark.de/private-krankenversicherung